Same-Day-Delivery: Ist der Zukunftstrend schon abgesagt?
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Für Onlineshopper:innen ein Komfortparadies, für Onlinehändler:innen ein Garant für rauchende Fußsohlen: Morgens bestellt, mittags geliefert – das ist Same-Day-Delivery. Vor einigen Jahren war die Lieferung am Tag der Bestellung ein regelrechter Hype im E-Commerce. Wie sieht das heute aus? Wer bietet Same-Day-Delivery an, und musst du die Lieferung nach Speedy-Gonzalez-Manier in deinen Shopservice integrieren?
Kleiner Spoiler: Dieser Blogbeitrag nimmt den Fuß vom Gaspedal.
Der kurzlebige Hype um die Same-Day-Delivery
Im Jahr 2014 sah die Consulting-Firma McKinsey Same-Day-Delivery als den Game-Changer in der Einzelhandelslogistik an und prognostizierte, dass der Markt für taggleiche Zustellungen in Westeuropa bis 2020 auf etwa drei Milliarden Euro anwachsen würde.
Diese Vorhersage ist in sich zusammengefallen wie ein zu schnell aus dem Ofen geholtes Soufflee. DHL, DPD, Hermes – alle haben ihr Same-Day-Delivery-Angebot inzwischen wieder eingestampft.
Der Grund dafür ist simpel: Die Nachfrage ist nicht da. Die deutschen Konsument:innen sind gar nicht scharf darauf, alles am Bestelltag geliefert zu bekommen.
Wann Same-Day-Delivery sinnvoll ist, wann nicht
Allerdings heißt das nicht, dass es keine Daseinsberechtigung für Same-Day-Delivery gäbe. Es kommt aber voll und ganz auf das Produkt an.
Lieferdienste wie zum Beispiel Gorillas machen das deutlich. Mit dem Slogan „Schneller als du“, bietet Gorillas die Lieferung von Lebensmitteln quasi als Same-Hour-Delivery innerhalb von Minuten an. Wenn du das Abendessen kochen möchtest und dir ein paar Zutaten fehlen, ergibt das ja auch Sinn. Next-Day-Delivery ist dann keine Option.
Dasselbe gilt für bestimmte Arzneimittel oder im B2B-Bereich für Bürobedarf wie Druckerpapier. Manche Dinge werden einfach schnell benötigt. Aber für die meisten Produkte lohnt sich Same-Day-Delivery weder für Kund:innen noch für Händler:innen.
Der Aufwand für den Handel ist enorm. Die Logistik kostet neben Organisationsaufwand viel Geld, was zumindest teilweise im Preis weitergegeben werden muss. Den zu zahlen sind die meisten Kund:innen aber nicht bereit, da der Nutzen zu gering ist.
Unter welchen Voraussetzungen können Händler:innen Same-Day-Service anbieten?
Am Ende des Tages ist Same-Day-Delivery also eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Und zwar nicht nur für die Käufer:innen.
Für Händler:innen ist entscheidend, dass das Liefervolumen groß genug ist, um die Durchschnittskosten senken zu können. Vier Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um eine taggleiche Zustellung zu ermöglichen:
- Die Produkte müssen lokal verfügbar sein: Same-Day-Delivery kommt eigentlich nur für Ballungszentren infrage, wo Lagerort und Absatzmarkt räumlich nah beieinander liegen.
- Die IT muss sekundengenau arbeiten: Händler:innen brauchen einen Echtzeit-Überblick über ihre Lagerbestände, damit beim Bestellvorgang nur tatsächlich verfügbare Ware für Same-Day-Delivery angezeigt wird. Für die meisten Shop-Betreiber:innen bedeutet das zusätzliche Investitionen in ihre IT-Infrastruktur.
- Die Kommissionier- und Verpackungsprozesse müssen rasant sein: Anbieter von Same-Day-Delivery haben die Erfahrung gemacht, dass erhebliche Investitionen in die Logistik erforderlich sind, um die Vorlaufzeit zu verkürzen. Und die Lernkurve ist steil. Einzelhändler:innen könnte die Einführung von Click and Collect als Vorstufe dienen, um zügige Abläufe einzuüben.
- Lieferdienste brauchen höchste Agilität: Die Zustellung auf der letzten Meile muss flexibel genug sein, um Bestellungen ad hoc oder mehrmals am Tag abzuholen und zuzustellen.
Es zeigt sich also: Bevor Same-Day-Delivery erfolgreich gehandhabte Realität wird, sind hohe Hürden zu überspringen. Aber die gute Nachricht ist: Wenn du nicht ausgerechnet frischen Fisch verkaufst, dürfte Next-Day-Delivery gut genug sein.
Fazit: Next-Day-Lieferung schlägt Same-Day-Delivery
Same-Day-Delivery ist ein gutes Beispiel dafür, dass Onlinehändler:innen nicht auf jeden Zug aufspringen müssen, der durch die E-Commerce-Landschaft rauscht.
Macht man sich gedanklich einfach mal von der 0-Uhr-Schranke, die zwei Tage voneinander teilt, frei, dann sieht die Sache ohnehin ganz anders aus. Sehr häufig werden Bestellungen, die spätestens am Vorabend eingehen, am nächsten Tag ausgeliefert.
Das ist dann formal Next-Day-Delivery. Aber da keine 24 Stunden vergangen sind, ist es faktisch Same Day. Vielleicht auch ein Grund, warum es sowohl für Kund:innen also auch für Händler:innen durchaus rational ist, die Mehrkosten für „echte“ Same-Day-Delivery zu scheuen.
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